Mittwoch, 21. September 2016

Osteuropatour 2016 - ein Fazit

Es ist uns schon zur Gewohnheit geworden, nach unseren Radreisen ein persönliches Fazit zu ziehen. Die diesjährige Tour war ja fast eine Fortsetzung des Paneuropa-Radwegs, den wir im vorigen Jahr geradelt sind. Hier die letztjährige Route:



In diesem Jahr starteten wir in Prag, dem Ziel von 2015. Wenn man beide Reisen zusammen betrachtet sind wir ca. 5000 Kilometer durch sechs Länder gefahren und haben dabei die jeweiligen Hauptstädte besucht. Hier die diesjährige Route:






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Tschechien:

Start in Prag
Nun sind wir bereits zum dritten Mal mit den Fahrrädern bei unserem östlichen Nachbarn unterwegs. Und um es gleich vorweg zu nehmen, es gefällt uns ausnehmend gut hier. Landschaftlich ist Tschechien geprägt von verschiedenen Gebirgen wie z.B. dem Böhmerwald, dem Erz- und dem Riesengebirge oder den Karpaten. Und das sind noch längst nicht alle Gebirge, die das Radlerleben würzen können.

Es gibt auch Fernradwege
Wir haben uns für eine möglichst flache Route entschieden, sie führt uns auf teilweise sehr schönen Radwegen entlang von Flüssen über Olmütz nach Ostrava in den Osten des Landes. Wie in allen Landesteilen sind die Radwege in Tschechien sehr gut ausgeschildert, auch wenn nicht alle auch so gut zu fahren sind. Denn wie schon in den Vorjahren treffen wir auch immer mal wieder auf eher schlecht zu radelnde Strecken.
Zeltplatz am See

Doch insgesamt haben wir Radfahren in Tschechien in guter Erinnerung. Überall fanden wir gute Übernachtungsmöglichkeiten sowohl im Zelt als auch in Hotels oder Pensionen. Meist ist auch die Verpflegung kein Problem, auch wenn die Anzahl der Restaurants nach Osten zu abnimmt – preiswert und schmackhaft haben wir die tschechische Küche kennen und schätzen gelernt.

Nicht nur in Prag, der „Goldenen Stadt“, sind architektonisch bedeutsame Bauten aus den verschiedenen Epochen der europäischen Kulturgeschichte vereint. Auch außerhalb der Hauptstadt finden sich herausragende Bauten und Kulturdenkmäler. Zwölf Stätten sind als UNESCO-Welterbe ausgewiesen und imposante Kathedralen sowie zahlreiche Burgen und Klöster aus dem Mittelalter prägen die Landschaft. Es gibt viel zu sehen!
Das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz

Farbenrausch












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Polen:

Sehenswerte Städte (Krakau)
Die Grenze zum Nachbarland ist von Tschechien aus kaum zu sehen. Wir müssen aufpassen, dass wir das kleine Schild am Straßenrand nicht verpassen! Und tatsächlich unterscheiden sich die beiden Länder zunächst kaum.

Moderne Skyline in Warschau
Als wir auf dem IronCurtain Trail durch Polen radelten, sahen wir ja nur die Ostseeküste dieses Landes. Umso mehr waren wir gespannt, was uns hier erwarten würde. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Polen im Norden und in der Mitte flach ist und dass im Süden die polnischen Mittelgebirge, der Krakau-Tschenstochauer Jura, die Waldkarpaten und einige andere Gebirge für Abwechslung im Radleralltag sorgen.
Weichselradweg
Radroute in Polen
Sandpiste...
Auch in Polen gibt es hin und wieder Radwege, teilweise auch sehr gute wie z.B. entlang der Weichsel, wo wir einige Kilometer auf einem nagelneu asphaltierten Stück des offiziellen Radwegs fahren konnten. Viele ausgeschilderte Radwege führen jedoch auch über meist wenig befahrene kleinere Landstraßen, so dass Radfahren im Land überwiegend sehr gut möglich ist. Allerdings kann es abseits von größeren Straßen schnell einmal passieren, dass die kleine Straße in eine kaum mehr zu passierende Sandpiste übegeht. Gut gefallen haben uns Städte wie Krakau, Posen oder Danzig, das wir auf unserer Reise auf dem Iron Curtain Trail besuchten.
Bildunterschrift hinzufügen


Auch in Polen ist die Versorgung mit Lebensmitteln kein Problem. Läden gibt es in den meisten Ortschaften, allerdings hätten wir uns mehr Restaurants gewünscht. Vor allem außerhalb touristischer Städte gibt es oftmals wenig Angebote.

Unbedingt besuchen sollte man Gedenkstätten wie Auschwitz oder Birkenau. Für die Generationen, die erst nach dem letzten Weltkrieg geboren wurden ist es unvorstellbar, welche Gräueltaten während des Naziregimes an Menschen begangen wurden, deren einziger „Fehler“ ihre Abstammung war! Auch wir konnten das schiere Ausmaß dieser furchtbaren Taten erst erahnen, als wir die riesigen Ausmaße der ehemaligen Lager sehen konnten.
Birkenau

Auschwitz















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Weißrussland:

Bahnhof Brest
„Dorthin würden wir auf keine Fall fahren! Wie in der Ukraine – alles Verbrecher!“ Dies sagte uns das polnische Ehepaar, das eine Radreise entlang der Weichsel machte zu unseren Reiseplänen. Aber wir lassen uns von solchen Sprüchen schon lange nicht mehr abhalten, wir wollen ohne Vorurteile selber sehen und beurteilen, wie es uns in einer Region gefällt und ob wir uns dort sicher fühlen.
Brest
Dennoch wären wir um ein Haar gar nicht erst nach Weißrussland eingereist, denn die weißrussischen Grenzbeamtinnen wollten uns mit den Fahrrädern nicht einreisen lassen! „Njet!“ hieß es, man müsse mit einem Auto, mit dem Bus oder mit der Bahn einreisen. Mit den Fahrrädern sei dies nicht erlaubt! Basta! Wenn nicht vom nahegelegenen polnischen Terespol noch am gleichen Nachmittag ein Zug ins weißrussische Brest gefahren wäre, hätten wir vielleicht nicht mehr versucht, in dieses für uns unbekannte Land zu gelangen.

"Besseres" Restaurant
Anfangs finden wir es noch eigenartig, uns hier zurecht zu finden. Große Städte wie Brest oder später Minsk sind natürlich kein Problem, hier gibt es alles, was wir aus unseren westlichen Ländern gewohnt sind. Doch außerhalb sieht es anders aus. Es gibt viele sehr kleine Orte, die Menschen dort leben offensichtlich überwiegend von der Landwirtschaft. In etwas größeren Dörfern gibt es meist einen kleine Laden, ein „Magazin“, in dem man die nötigsten Lebensmittel kaufen kann. Die kyrillischen Buchstaben für diese Läden lernen wir schnell…

Die Standspur ist gut zu radeln
Wir hatten geplant, abseits von großen Autorouten durch das Land zu radeln, Radwege gibt es keine. Aber über kurz oder lang endet jede kleinere Landstraße in einer löchrigen, holperigen Schotterpiste, die nicht selten auch noch kaum zu befahrende Sandstrecken beinhalten. Dies wollten wir uns nicht länger antun und deshalb wechselten wir auf die größeren Autostraßen. Eine gute Wahl, denn der Autoverkehr hält sich außerhalb von Großstädten sehr in Grenzen. Wir sind hier immer gut und sicher unterwegs gewesen.
Unbefestigte Straße

Breite Gehwege in Minsk
Auch in Belarus treffen wir freundliche, hilfsbereite Menschen. Und was uns sehr überrascht ist die Sauberkeit im Land. Während in Polen noch diverser Müll (vor allem aus Schnellrestaurants) neben den Straßen zu finden ist, herrscht hier absolute Sauberkeit. Nicht nur auf dem Land ist alles sauber, auch in den Städten werden die Straßen täglich gereinigt.
Moderater Verkehr

In Weißrussland fahren wir auf einer fast 100 km langen, schnurgeraden Straße. Sie ist dazu noch total flach, nur über einen Fluss oder über die Eisenbahn gibt es einen kleinen "Hügel". 
Die Ausreise nach Litauen ist im Gegensatz zur Einreise aus Polen problemlos. Wir müssen uns auch nicht in die lange Schlange der wartenden Autos einreihen und kommen so ohne lange Wartezeiten zügig über die Grenze zurück in die EU.





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Litauen:

Medindinkai
Wir sind gespannt auf diesen baltischen Staat. Auf dem Iron Curtain Trail hatten wir nur den verhältnismäßig kurzen Küstenabschnitt um Klaipeda und der Kurischen Nehrung kennen gelernt. Nun wollten wir endlich auch mehr vom Land sehen. Ein besonderes Highlight für uns war ein Besuch in Medininkai, einem kleinen Ort nahe der weißrussischen Grenze, wo wir Alona und ihre Familie besuchten.

Begegnungen
Auch in Litauen gibt es (wie in den Nachbarländern) viel Natur, viel Platz. Das zeigt sich z.B. an der Bevölkerungsdichte. Gerade mal 44 Menschen kommen auf den Quadratkilometer, in Deutschland sind es 230! Von den knapp drei Millionen Einwohnern leben mehr als eine halbe Million in der Hauptstadt Vilnius. Die Altstadt ist sehenswert, aber dennoch sind wir froh, als wir die Stadt wieder verlassen und in der weitläufigen Natur unterwegs sind.

Trakai
Seit Litauen in der EU ist nähert sich der Lebensstandard immer mehr dem Westen an. So gibt es in größeren Städten die unvermeidlichen Einkaufszentren und auch die Discounter haben sich hier längst etabliert. Die Versorgungslage ist hier also kein Problem.


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Deutschland:

Flaeming Skate
Über unser Heimatland müssen wir kein großes Fazit ziehen. Aber wir stellen wieder einmal fest, dass es hierzulande ein großartiges Netz an Radwegen gibt. Wir haben dieses Mal den Radweg Berlin-Leipzig getestet. Zwar dürfte die Verpflegungssituation für Radfahrer noch deutlich verbessert werden, aber im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming hat uns die Flaeming-Skate überrascht. Dies ist ein Wegesystem, das speziell für die Bedürfnisse von Inlineskatern konzipiert wurde, jedoch auch von Radfahrern und anderen Rollsportarten genutzt werden kann. Es handelt sich dabei um die längste zusammenhängende Strecke (ca. 230 km) dieser Art in Europa.

Reparatur an der Rohloff
Oder nehmen wir mal Qualität und Service in Deutschland. Ausgerechnet bei der robusten Rohloff-Getriebenabe zwingt uns ein Defekt fast zum Abbruch unserer Reise. Doch sowohl die Herstellerfirma als auch die empfohlene Radwerkstatt in Berlin haben alles dafür getan, dass es nur eine kurze Unterbrechung der Reise wurde und wir bald wieder weiter radeln konnten. Das ist wirklich ein klasse Service!
Radwerkstatt in Polen

Radwerkstatt in Berlin










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